Integrierter Pflanzenschutz

Was ist integrierter Pflanzenschutz?

Integrierter Pflanzenschutz ist die Kombination von biologischen, mechanischen, biotechnischen und chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen. Wo zum Beispiel der biologische Pflanzenschutz durch die Erhöhung der Abstände zwischen den Pflanzen auf dem Feld mehr Fläche für denselben Ertrag benötigt oder der chemische Pflanzenschutz weniger bis keine Rücksicht auf die Umwelt nimmt, vereint der integrierte Pflanzenschutz beides, es gilt so wenig wie möglich aber so viel wie nötig Pflanzenschutzmittel anzuwenden. Auch werden die Bedürfnisse der Pflanzen und die Umwelt (Nützlinge, Pilze usw.) mit einbezogen. Was den Bedarf an Pflanzenschutzmitteln weiter senkt und für gesündere und widerstandsfähigere Pflanzen sorgt.

Was gehört zum integrierten Pflanzenschutz?

Sortenwahl:

Es beginnt mit der richtigen Pflanze, auch zwischen den eigentlich gleichen Pflanzen gibt es Unterschiede, das meiner Meinung nach beste Beispiel sind Rosen. Diese unterscheiden sich schon optisch voneinander in Wuchsform, Blattform, Geruch und der Farbe der Blüten. Jedoch unterscheiden sie sich auch in unsichtbarer Form voneinander, einige Sorten sind resistenter gegen verschiedene Pilzkrankheiten wie z. B. den Mehltau oder den Sternrußtau oder sie können besser in trockener Umgebung wachsen. So gibt es noch viel mehr Eigenschaften, auf welchen man auch beim Kauf einer Pflanze für den eigenen Garten oder Balkon achten sollte. Ist eine Pflanze von Grund auf schon resistenter gegen eine bestimmte Krankheit oder gegen einen bestimmten Schädling muss man später nicht mit Pflanzenschutzmaßnahmen dagegen vorgehen.

Qualität:

Auch die Qualität einer Pflanze oder auch schon des Saatgutes spielen eine große Rolle. Hat man bereits eine schlecht gepflegte, schwache Pflanze z. B. vom Discounter, bei der auch noch die Sorte unklar oder minderwertig ist, ist es nur mit viel Aufwand und Glück möglich daraus eine gesunde Pflanze zu ziehen. Besorgt man sich jedoch gesunde und starke Pflanzen, sind die Startbedingungen für eine erfolgreiche Kultur bedeutend besser.

Standort:

Auch der Standort spielt eine große Rolle. Dieser muss auf die Pflanze abgestimmt werden. Wird eine Pflanze an den falschen Standort gestellt oder gepflanzt ist eine erfolgreiche Kultur nahezu unmöglich. Wird beispielsweise eine schattenliebende Pflanze wie eine Bauernhortensie in direkte Sonneneinstrahlung gepflanzt, wird diese immer unter Wassermangel und Verbrennungen leiden. Wird eine sonnenliebende Pflanze wie beispielsweise ein Kaktus in den Schatten gestellt, wird dieser vergeilen. In beiden Fällen werden die Pflanzen geschwächt, dadurch sind sie anfälliger gegenüber Krankheiten, Schädlingen und Pilzen.

Substrat/Erde:

Der Untergrund spielt eine ebenso wichtige Rolle für die Pflanze wie alle anderen Kriterien. Das Substrat muss auf die Pflanze, die Umgebung und auf den Besitzer der Pflanze abgestimmt sein. Genauere Informationen zum Thema Substrat findet ihr hier: Mehr lesen

Fruchtfolge:

Als Fruchtfolge wird vereinfacht die aufeinanderfolgende Bepflanzung bezeichnet. Wird beispielsweise jedes Jahr an dieselbe Stelle dieselbe Pflanze gepflanzt, laugt nicht nur der Boden aus und es muss mehr gedüngt werden. Es etablieren sich auch Pilze und Schädlinge, die auf teils diese Pflanze angewiesen sind. Dieser Kreislauf lässt sich unterbrechen, indem man eine artfremde Pflanze pflanzt. So könnte beispielsweise auf eine von den Schnecken sehr begehrte Tagetes im nächsten Jahr ein bei den Schnecken eher unbeliebter Thymian folgen.

Düngen:

Nur eine optimal ernährte Pflanze ist auch in der Lage sich gegen äußere Einflüsse selbst zu verteidigen. So sind unterernährte Pflanzen z. B. anfälliger gegenüber Trockenheit, Pilze, Schädlinge, Frost uvm. Weitere Informationen zum Thema Düngen findet ihr hier: Mehr lesen

Bewässern:

Sowohl zu viel als auch zu wenig Wasser kann eine Pflanze töten, schädigen oder zumindest schwächen, was sie wiederum anfälliger gegenüber äußeren Einflüssen macht. Es ist äußerst wichtig Pflanzen ihren Bedürfnissen entsprechend mit Wasser zu versorgen. Worauf ihr beim Bewässern achten solltet findet ihr hier: Mehr lesen

Nützlinge:

Einen großen Teil des integrierten Pflanzenschutzes machen die Nützlinge aus. Hierbei sollten einerseits die bereits vorhandenen Nützlinge durch Nisthilfen, Versteckmöglichkeiten, Grünstreifen uvm. gefördert werden. Andererseits können gegen viele Schädlinge auch Nützlinge anstelle von Pflanzenschutzmitteln ausgebracht werden. Dies schont nicht nur die Umwelt, oftmals erzielt man mit dem Ausbringen von Nützlingen auch einen langfristigeren Effekt als mit dem Ausbringen von Insektiziden. Solange die Nützlinge ausreichend Futter finden und die klimatischen Bedingungen stimmen, vermehren sie sich von ganz allein. Auch sollte beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln darauf geachtet werden, dass diese nützlingsschonend sind und außerhalb der Flugzeiten ausgebracht werden.

Mechanische Maßnahmen:

Durch mechanische Maßnahmen lässt sich der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln weiter einschränken. So können Pflanzen beispielsweise beschnitten oder in größeren Abständen zueinander gepflanzt werden, dadurch trocknet das Laub schneller ab wodurch wiederum die Keimung von Pilzen gehemmt oder das Überspringen von Schädlingen erschwert wird. Weitere mechanische Maßnahmen findet Ihr hier: Mehr lesen

Biotechnische Maßnahmen:

Durch diese Maßnahmen lassen sich Schädlinge noch bevor sie Schaden anrichten können vertreiben. Zu den so genannten biotechnischen Maßnahmen zählen unter anderem vergrämende Duftstoffe wie z. B. die Brenneseljauche, Knoblauch- oder Zwiebelsud. Doch auch Schall- und Lichtanlagen, die zur Vertreibung von Tieren eingesetzt werden, werden als biotechnische Maßnahme bezeichnet.

Hygiene:

Einer der wohl wichtigsten und von uns am besten beeinflussbarer Faktor des integrierten Pflanzenschutzes ist die Hygiene. Wird an kranken oder befallenen Pflanzen gearbeitet müssen die Werkzeuge, Hände und getragene Kleidung gereinigt werden, um eine Verbreitung des Befalls zu verhindern. Das gleich gilt für die Wiederverwendung von Pflanzgefäßen, diese sollten vor einer erneuten Verwendung gereinigt und desinfiziert werden. Soll eine neue Pflanze zu vorhandenen Pflanzen hinzugefügt werden, sollte diese entweder vorbeugend behandelt werden oder für geraume Zeit in Quarantäne gehalten werden. Diese Maßnahmen hören sich zwar extrem an, sie sind allerdings für die Verhinderung von Ausbreitungen von Krankheiten, Schädlingen und Pilzen von größter Bedeutung.

Schadschwelle:

Ist eine Pflanze oder eine ganze Kultur von einer Krankheit, einem Pilz oder einem Schädling befallen sollte immer die sog. Schadschwelle oder im Privaten eher die Wirtschaftlichkeit mit bedacht werden. Auf einem Feld stellt sich die Frage: Wie viel Schaden richtet der Schädling an? Ist es tragbar diesen gewähren zu lassen, weil beispielsweise das Getreide sowieso bald abgeerntet wird? Im Privaten sollte vor dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln darüber nachdenken, ob man bei einer Zimmerpflanze (so grausam es sich anhört) nicht von einem wirtschaftlichen Totalschaden reden sollte, hierzu ein Beispiel: Ihr entdeckt auf einer Phalaenopsis die gerade am Verblühen ist Wollläuse. Ein gut wirkendes Pflanzenschutzmittel kostet 10,99 €, eine neue Phalaenopsis in derselben Größe am Anfang ihrer Blüte kostet 7,99 €.

Pflanzenschutzmittel:

Wie ganz zu Anfang bereits erwähnt, gehört zum integrierten Pflanzenschutz sowohl der chemische als auch der biologische Pflanzenschutz. Hierbei ist es jedoch wichtig den Schädling, den Pilz, die Krankheit und vor allem die betroffene Pflanze und deren Standort zu kennen und zu verstehen. So ist es in manchen Fällen nicht nötig ein Pflanzenschutzmittel auszubringen, weil der Befall nur von kurzer Dauer ist und die Pflanze diesen ohne größere Schäden übersteht. Ein Beispiel hierfür ist die Buchenblattgallmücke, an anderer Stelle hingegen ist es durchaus ratsam vorbeugend Pflanzenschutzmittel auszubringen, ein Beispiel hierfür wäre der Echte Mehltau. Um diese Entscheidung zu treffen, ist jedoch die nötige Erfahrung und das nötige Fachwissen eine Grundvoraussetzung. Vor der Ausbringung von Pflanzenschutzmittel sollte immer ein Gärtner oder eine Gärtnerin zurate gezogen werden. Alle Fragen bezüglich eurer Pflanzen könnt ihr auch gerne an mich richten, den Link dazu findet ihr hier: Kostenlose Beratung